Treffen der Frauenvertreterinnen der Spitzenverbände
Alljährlich treffen sich die Frauenvertreterinnen der
Spitzenverbände Anfang Februar zu einer Arbeitstagung.
In diesem Jahr war der Deutsche Ruderverband (DRV) Gastgeber.
Am 1. Februar begrüßte der Vorsitzende des Ratzeburger Ruderclubs,
Prof. Dr. Frank König, die DOSB-Vizepräsidentin für Frauen und
Gleichstellung, Ilse Ridder-Melchers, sowie die Vertreterinnen
zahlreicher Spitzenverbände im Clubhaus in Ratzeburg. Gemeinsam mit
Reinhart Grahn, Vorsitzender des Ruderverbands Schleswig-Holstein
und Vorstand im DRV gab einen kurzen historischen Einblick in die
Entstehung des Ratzeburger Ruderclubs und die Entwicklung der
Zusammenarbeit mit dem Ruderverband.
Vor 50 Jahren wurde der Mythos "Deutschlandachter" geboren. Karl
Adam war zu diesem Zeitpunkt Lehrer an der Lauenburgischen
Gelehrtenschule in Ratzeburg. Er selbst hatte als Boxer sportliche
Erfahrungen gesammelt und übertrug diese Erfahrungen auf das
Rudertraining. Seine Schüler trainierten fortan nicht mehr nur im
Sommer in ihren Booten sondern arbeiteten auch im Winter an ihrer
körperlichen Fitness. Zeitgleich trainierte Karl Wiepcke in Kiel
erfolgreich Sportstudenten. 1958 setzen beide dann erstmalig eine
Mannschaft im "Vierer ohne" aus Ratzeburg und Kiel in ein Boot und
erzielten sensationelle internationale Erfolge. Dies war die
Grundlage für den legendären "Deutschlandachter", der 1960 zur
Olympischen Goldmedaille ruderte. Das war dann auch die Grundlage
für ein Kadersystem, dass noch über viele Jahre erfolgreich sein
sollte.
In enger Kooperation mit der Lauenburgischen Gelehrtenschule
bildet der Ratzeburger Ruderclub auch heute erfolgreichen
Sportnachwuchs heran, sorgt aber gleichzeitig auch dafür, dass die
Sportler einen Bildungsabschluss erhalten. Reinhard Grahn sprach
dem DOSB seinen Dank aus für das Engagement, eine
Spitzensportler-Quote an deutschen Hochschulen zu verankern.
Schleswig-Holstein ist das sechste Bundesland nach
Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg und
Hamburg, das auf Landesebene eine sogenannte Profilquotenregelung
einführt. Zwei Prozent der Studienplätze je Studiengang sollen nach
der Änderung des Hochschulzugangsgesetzes für Sportlerinnen und
Sportler der A-, B-, C- oder D/C-Kader freigehalten werden, um
ihnen neben dem Spitzensport auch ein Studium zu ermöglichen und
auf die besonderen Bedingungen einzugehen.
DOSB-Vize Ilse Ridder-Melchers bedankte sich beim DRV und
insbesondere bei seiner Frauenvertreterin Heida Benecke für die
Gastfreundschaft und gab einen Überblick über den aktuellen Stand
der Arbeit im Bereich Frauen und Gleichstellung auf DOSB-Ebene.
In Umsetzung des Beschlusses der Frauen-Vollversammlung 2011 "
Chancengleichheit und Vielfalt stärken den Sport" hätte die
Sprecherinnen-Gruppe ihre Arbeitsschwerpunkte überprüft und
weiterentwickelt. Neben gezielter Frauenförderung wollen sie noch
stärker Impulsgeberin für Chancengleichheit und Vielfalt im Sport
sein und ihre Arbeitsfelder weiter öffnen.
So wurde aus dem Projekt "Frauen an die Spitze" das Projekt "
Gemeinsam an die Spitze", das einerseits weiterhin gezielte
Fortbildungsangebote nur für Frauen, andererseits auch gemischte
Angebote im Rahmen des Führungstalentecamps anbietet. Das
Mentoringprojekt für erfolgreiche Spitzenathletinnen soll nach
Abschluss einer Prüfung unterzogen und ggfls. für gemischte Gruppen
angeboten werden.
Mit dem DOSB-Gleichstellungspreis können zukünftig Frauen und
auch Männer ausgezeichnet werden, die sich in besonderem Maße um
Chancengleichheit im Sport bemüht haben. Darüber sollen bei allen
übrigen Auszeichnungen im DOSB auch Frauen ausgezeichnet und ihre
Leistungen für den Sport sichtbar gemacht werden.
Ziel der gemeinsamen Arbeit sei es, Chancengleichheit und
Vielfalt als Querschnittsaufgaben im DOSB fest zu verankern und die
Arbeit stärker zu vernetzen.
Der Antrag der DOSB-Mitgliederversammlung 2012 "
Chancengleichheit im Sport durchsetzen" nehme DOSB und alle
Mitgliedsverbände in die Pflicht, bis 2014 weitere konkrete
Schritte zur Umsetzung der Gleichstellung zu unternehmen. Niemand
könne sich da aus der Verantwortung stehlen, so die DOSB-
Vizepräsidentin.
Der zweite Tag der Arbeitstagung begann mit einem Vortrag von
Prof. Dr. Andreas Wilhelm (Uni Kiel) zum Thema "Burn-Out". Gerade
Frauen, die dazu neigen viele Dinge gleichzeitig zu machen, sind
gefährdet. Wie Burnout entsteht und was die Ursachen und
Einflussfaktoren sein können, regte zu einer intensiven Diskussion
an.
Unter der Leitung von Sigrid Berner, Mitglied der
Sprecherinnengruppe, gab es danach einen regen Meinung- und
Informationsaustausch, wie der Beschluss der
DOSB-Mitgliederversammlung und der Beschluss der
Frauen-Vollversammlung "Gleichberechtigte Teilhabe an
Führungspositionen sichern als ein Bestandteil von
Chancengleichheit und Vielfalt im Sport" im eigenen Verband auf
Bundes-, Landes- und Vereinsebene umzusetzen ist. Wie kann man
überprüfen, ob und wie der Beschluss auch umgesetzt wird? Hier
kommt noch viel Überzeugungsarbeit auf die Frauenvertreterinnen zu.
Ein Rückblick auf die letzte Vollversammlung deckte Stärken
und Schwächen auf. Mit einem ausführlichen Erfahrungsaustausch
endete die Arbeitstagung. Die nächste Arbeitstagung findet am
31.1./1.2.2014 in Frankfurt statt. Gastgeber ist dann der Deutsche
Turnerbund.
von Cornelia Straub Uhr