Wenn eine Formation eine Reise tut...
dann kann sie was erleben. Und ein Erlebnis war die Teilnahme an
der Weltmeisterschaft der IDO in den Kategorien Jazz und Modern auf
jeden Fall.
Heike Knopp (Saarlouis) hat die Erlebnisse und Erfahrungen
aus New York aufgeschrieben.
Am Freitag den 13. (Juli) hieß es für 13 Tänzerinnen und 3
Betreuer von "autres choses" um 13 vor 7 Uhr auf nach New York. (
Nur gut dass kaum jemand abergläubig ist!) Nach problemloser Reise
per Zug, Flugzeug und "Super Shuttle" kamen wir am Spätnachmittag
(Ortszeit) im Veranstaltungshotel Sheraton in Manhattan an,
glücklich, dass alle Anschlussverbindungen erreicht und wir voller
Tatendrang waren. Doch dann der erste Schreck: Im Hotel wusste
leider niemand von einer Reservierung für 16 Tänzerinnen und Tänzer
aus Saarlouis und auch die Anreise von 40 Personen aus Goslar für
den Folgetag war nichts bekannt. Ratloses Rumstehen an der
Rezeption hat sich dann ausgezahlt: Eine Hotelmanagerin kam, gab
die Anweisung uns irgendwelche andere Zimmer zu geben und
bestätigte den zuvor vereinbarten Zimmer-Sonderpreis.
Also Koffer abstellen und raus ins Leben. Das Hotel liegt in
der 7.Avenue, der Parallelstraße zum Broadway und direkt am Times
Square- sozusagen mittendrin statt zur dabei!
Am Samstag ging es dann zum intensiven Sightseeing. Da es im
ständig überfüllten New York nicht möglich ist, mit Großgruppen
unterwegs zu sein, mussten wir das Team in mehrere kleine "Teamchen"
splitten. Dies sollte sich schnell als eine der weiteren
Herausforderungen für uns herausstellen: Wie bekomme ich in einem
riesen Hotel und in einer noch riesigeren Stadt eine Mannschaft
zusammen, wenn unvorhergesehene Dinge passieren? Denn als ich am
Nachmittag ins Hotel zurückkam, traf ich auf unseren
Bundesbeauftragten Horst Werner Schmitt, der mir eröffnete, dass
wir kurzfristig um 18 Uhr auf der WM-Bühne proben könnten.
Dummerweise hatten wir uns, da für diesen Tag gar nichts geplant
war, mit der Gruppe erst für 20 Uhr verabredet, so dass diese Probe
schon mal gleich ins Wasser fiel.
Für Sonntag hatte Andreas im Tanzstudio "Steps on Broadway"
einen Raum gemietet, damit wir trainieren konnten. Das viele
Rumlaufen hatte die Muskulatur schon in ungewohnter Weise
beansprucht, so dass das erste Abrollen eine Qual war. Aber nach 2
Stunden Training war "autres choses" wieder fit.
Eine weitere Trainingseinheit fand am Montag im gleichen
Studio statt. Wir besuchten verschiedene Workshops in Contemporary
und Modern. Am Nachmittag sahen wir die nordamerikanische
Entausscheidung in den Sparten Jazz, Modern und Ballet an, um schon
mal Eindrücke zu sammeln, was uns bei der WM erwartet. Eine
anschließende Bühnenprobe bot uns die Möglichkeit, uns auf der
Wettkampffläche einzutanzen. Abends wurden dann die Startlisten
ausgehängt. Formation Modern am 17.07. abends und Kleine Gruppe
sowie Formation Jazz am 18.07. nachmittags.
Leider sollte es nicht bei diesem Zeitplan bleiben. Erst hieß
es Modern um 19:30. dann hieß es um 17:00 Uhr, dann plötzlich war
14 Uhr angesetzt. Mal hieß es die Parade der Nationen sei morgens
um 8.00 Uhr, dann hieß es, sie sei am Abend und letzten Endes war
sie am Nachmittag. Spätestens jetzt war klar, dass hier höchste
Flexibilität angesagt war. Anstatt eine weitere Trainingseinheit in
einem Studio zu buchen, blieben wir vorsichtshalber in Rufnähe und
waren froh, dass Werner Schmitt für uns auf Änderungen in
Startlisten aufpasste. Dieser war es auch, der mich um halb 8
morgens telefonisch aus dem Land der Träume rief, weil dem
Ausrichter plötzlich einfiel, dass sie die CDs aller Mannschaften
sofort brauchen! (Eine Information über den organisatorischen
Ablauf der Turniere gab es leider zu keinem Zeitpunkt)
Am Dienstag starteten 8 Formationen in der Kategorie "Modern
Formation adult". Sehr stark die Mannschaften aus Polen, Finnland
und USA. Prima Anschauungsunterricht für uns. Wir konnten sehen und
staunen über das technische Niveau. Mit 10 Tänzerinnen und Tänzern
zahlreiche absolut synchrone Fueté-Drehungen, gefolgt von 4fach
Turn s repräsentieren das "Durchschnittslevel". Allerdings ist die
Technik fast aller gezeigten Tänze der Sparte Jazz zuzuordnen und
hat mit Modern wenig zu tun. Dieser Tatsache ist es wohl zu
verdanken, dass "autres choses" für die Choreographie zur Musik von
"Schwanensee " von der amerikanischen Wertungsrichterin die
Bestnote erhielt ("that´s modern"), nach dem Majoritätssystem aber
nur 8. wurden..( Das Wertungssystem funktioniert wie bei uns, erst
verdeckte, dann offene Wertung). Den J.E.Ts aus Goslar gelang es
sogar, mit der Vorjahreschoreographie "Jumanji" die Bronzemedaille
nach Deutschland zu holen!
Mittwochs war dann der "Jazztag". Auch wieder eine besondere
Herausforderung für uns. Hieß es doch, in der Sparte "kleine Gruppe
Jazz" um 8:30 Uhr morgens topfit im Glitzeroutfit eine Jazzballade
zu präsentieren.
Schnell zeigte sich, dass man hier unter "Jazz" eher "Show"
mit Jazztechnik versteht. Es wurden einige Requisiten benutzt, wie
Tücher, Blumensträuße oder überlebensgroße Bilderrahmen, die aber
leider in den Choreographien kaum benutzt wurden, sondern nur als
Bühnendeko fungierten. Hebefiguren wurden eher selten getanzt und
wenn, dann in klassischer Form "Mann trägt Frau über die Tanzfläche"
. Mit Platz 7 verpasste "autres choses" knapp das Finale der
besten 6. Insgesamt waren 14 Gruppen am Start. Das Team aus Goslar
startete hier nicht.
Am Nachmittag tanzten 11 Teams mit zwischen 8 und 14
Tänzerinnen und Tänzern. (maximal zugelassen sind 24) in der
Startklasse Jazzformation adult. "autres choses" und die J.E.Ts
tanzten jeweils die Choreographien aus der aktuellen Saison.
Eigentlich als 7. dran, waren wir früh hinter der Bühne, sollten
dann plötzlich als 5. tanzen, weil zwei Mannschaften noch nicht da
waren. Eine trudelte dann ein, eine weitere folgte, so dass wir ab
Starter 4 aufgeregt waren, aber doch erst als 7. auf die Fläche
gingen. Auch hier war also höchste Flexibilität gefragt. Die
Saarlouiserinnen wurden mit auch mit "Willies chase" 7. und
verpassten damit zum zweiten Mal an diesem Tag um haaresbreite das
große Finale. Für die Mannschaft aus Goslar reichte es mit der "
verrückten Blaskapelle" nur zu Platz 10.
Die in allen Kategorien (Einzel, Duos, kleine Gruppe,
Formation, Kinder, Jugend und Erwachsene) herausragenden
Tänzerinnen und Tänzer dieser Weltmeisterschaft kamen aus Polen,
dicht gefolgt von Finnland und der USA. Fast unglaublich, in
welcher Homogenität hier von (angeblichen) Amateuren technische
Höchstschwierigkeiten mit sehr hoher Bühnenpräsenz und
Professionalität getanzt wurden. In diesem Wertungsgebiet können
die Formationen des DTV nicht vorne mithalten.
Weniger Wert wurde leider auf Kreativität und Vielseitigkeit
der Choreographien gelegt, obwohl Choreographie, Technik und Image
gleichwertige Wertungsgebiete sind. Man hatte den Eindruck, in
allen Klassen das gleiche Bewegungsmaterial zu sehen, mal mit mehr
und mal mit weniger Show, aber immer mit gleichen Technikelementen.
Besonders erwähnenswert sind auch die Leistungen im Kinder-
und Jugendlichenbereich. Schon bei den 8 jährigen gehören hohe
Sprünge und 4fach-Drehungen zum Repertoire.
Fazit: Man muss als Teilnehmer der WM sehr flexibel und
entscheidungsfreudig sein. Es empfiehlt sich, mindestens 2 Betreuer
pro Gruppe zu haben, damit einer das Warm up leiten und der andere
Augen und Ohren aufhalten kann.
Um eine Goldmedaille nach Deutschland zu holen, müssen wir
uns in der Technik deutlich verbessern.
Uns jedenfalls hat es Spaß gemacht, die WM zu tanzen und wir
würden gerne 2008 nach Boston fahren. "autres choses " bedankt sich
bei den Verbänden und Sponsoren für die finanzielle Unterstützung,
ohne die wir uns die Reise gar nicht hätten leisten können und bei
Horst Werner Schmitt, der ständig für uns unterwegs war und dafür
gesorgt hat, dass wir schnellst möglich alle wichtigen
Informationen bekamen.
Heike Knopp
von Thorsten Süfke Uhr