7. Forum „Gegen sexualisierte Gewalt im Sport“

Tanzsportjugend

7. Forum „Gegen sexualisierte Gewalt im Sport“

Beim 7. Forum „Gegen sexualisierte Gewalt im Sport“ der Deutschen Sportjugend in Leipzig wurden die langersehnten Ergebnisse des Forschungsprojekts „Safe Sport“ präsentiert.

Das bundesweite Forschungsprojekt zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt im Sport der Deutschen Sporthochschule Köln in Kooperation mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Uniklinikums Ulm und der Deutschen Sportjugend kann erstmals für Deutschland Daten zu sexualisierter Gewalt im Sport vorlegen und zwar sowohl für die Häufigkeiten und Formen von sexualisierten Gewalterfahrungen bei Athlet/-innen als auch für den Umsetzungsstand von Präventions- und Interventionsmaßnahmen im gemeinnützig organisierten Sport.

Bei einer Befragung von mindestens 16-jährigen Kaderathlet/-innen nahezu aller Sportarten ergaben sich u. a. folgende Erkenntnisse:

  • Im Sportbereich sind die Sportler/-innen nicht gefährdeter als im gesamtgesellschaftlichen Kontext, jedoch auch trotz besonders geschultem Personal nicht weniger.
  • Mehr als ein Drittel der Befragten gab an, bereits sexualisierte Gewalt erfahren zu haben.
  • Hierbei handelte es sich zumeist um leichtere Formen, die schnell bagatellisiert werden.
  • Jedoch gaben 10 Prozent der Befragten an auch unter leichteren Formen sexualisierter Gewalt psychisch zu leiden, weniger Sportmotivation zu verspüren oder sogar die Sportart zu wechseln.
  • Die meisten Übergriffe begannen im Jugendalter.
  • Homo- und bisexuelle Sportler/-innen erleben häufiger sexualisierte Übergriffe.
  • Frauen und Mädchen sind signifikant häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen als Männer oder Jungen.
  • Behinderte Sportler/-innen werden im Sportkontext nicht häufiger Opfer sexualisierter Gewalt. Damit sind sie beim Sport erheblich geschützter als im gesamtgesellschaftlichen Umfeld.

Bei der Befragung der Sportverbände, bei der sich auch der Tanzsport beteiligte, konnten folgende Erkenntnisse gewonnen werden:

  • Die Landessportbünde sind im Themenfeld hochprofessionell aufgestellt. Sie verfügen nahezu alle über hauptberufliche Ansprechpartner/-innen für Prävention sexualisierter Gewalt, verfügen über einen Jahresetat von durchschnittlich 35.509 Euro und investieren im Durchschnitt 12,3 Stunden in der Woche.
  • Bei den Fachverbänden sieht das deutlich anders aus. Hier gibt es nur zu 80 Prozent feste Ansprechpartner/-innen, die zu 54 % hauptamtlich tätig sind. Der Etat liegt durchschnittlich bei 9.100 Euro und im Durchschnitt werden 2,1 Stunden aufgewandt.

Die Befragung der Vereine ergab ein wenig hoffnungsfrohes Bild. Prof. Dr. Ilse Hartmann-Tews, eine der Forscherinnen, formulierte es so: „die Umsetzung in den Vereinen ist wenig beeindruckend“.

  • Ein erweitertes Führungszeugnis wird nur von ca. 25 Prozent der Vereine gefordert.
  • Bei nur 11 % der Vereine gibt es eine/n spezifischen Ansprechpartner/in.
  • Bei 7 % der Vereine ist die Prävention sexualisierter Gewalt ein Bestandteil der Satzung.

Aus dem Forschungsbericht gehen noch viele weitere Erkenntnisse hervor. Dieser ist hochspannend und trotz wissenschaftlichen Ursprungs einfach zu lesen.

https://www.dshs-koeln.de/uploads/tx_news/SafeSportBroschuere2016.pdf

Die Broschüre schließt mit einer klaren und deutlichen Botschaft:

„In Sportvereinen mit einer klar kommunizierten „Kultur des Hinsehens und der Beteiligung“ ist das Risiko für Athlet/-innen, sexualisierte Gewalt zu erfahren, signifikant geringer.“

 

Text: Wolfgang Kilian (Ansprechsprechpartner für Kinder- und Jugendschutz im DTV)

von Tobias Hock Uhr

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